Kasusauffälligkeiten in Lernertexten
Martin Ertl
Die vorliegende Arbeit, die der empirisch fundierten Linguistik, der Variationslinguistik und der (Grammatik‑)Didaktik zuzuordnen ist, widmet sich Kasusauffälligkeiten in Lernertexten und verfolgt das Ziel, diese empirisch zu erfassen, zu klassifizieren und zu analysieren.
Die qualitative und quantitative Analyse von Zweifelsfällen wird mithilfe eines repräsentativen Korpus vorgenommen, um Erkenntnisse sowohl über die Stellung der Kasusauffälligkeiten im Sprachsystem (Sprachsystemanalyse) als auch über deren tatsächliche Verbreitung (Sprachgebrauchsanalyse) zu gewinnen. Diese Analyse ergibt, dass die in Grammatiken und Nachschlagewerken vorzufindenden Werturteile über die Verbreitung und Grammatikalität von Strukturen oft zu pauschal ausfallen, da sie zwei wesentliche Faktoren – den grammatischen Aufbau von Phrasen und die Region – weitgehend unberücksichtigt lassen. Ebenso kommt es vor, dass Lehrerinnen und Lehrer bei der Korrektur von Lernertexten sprachliche Strukturen als fehlerhaft markieren, obwohl es sich um Varianten handelt. Diese Erkenntnisse werden in einem didaktischen Teil verarbeitet, der auch konkrete Unterrichtsvorschläge enthält.