„Katechismus der Selbsterkenntnis“
Das Historische Museum in Moskau als Bildungsstätte nationaler Identität im ausgehenden Zarenreich
Ella Ostermüller
Das Historische Museum am Roten Platz (1883) war als Sprachrohr des Zarenhauses konzipiert. Über seine innere und äußere Gestalt sowie seine wissenschaftliche und öffentliche Arbeit, rief es zur Herrschaftstreue auf und bediente sich dabei eines geschönten Geschichtsentwurfs. Der Blick in die russische Vergangenheit, von der Frühzeit bis ins damalige Zeitgeschehen, sollte über die eigenen Wurzeln aufklären und Nationalstolz ausbilden. Vor allem aber sollte das Museum die staatliche Haltung im Diskurs der Slawophilen und Westler vertreten, die über eine kulturelle Anlehnung Russlands an Europa stritten. Dabei kommunizierte es, im Einklang mit dem politischen Programm der Zaren, Russlands Einzigartigkeit, Unabhängigkeit und Stärke. Die Russische Revolution 1918 setzte dem Wirken des Museums in seiner damaligen Gestalt ein Ende.