Kleine Dinge
Andreas Eismann, Johannes Wierz
Ist nicht jeder Mensch ein Sammler? Die Beweggründe mögen unterschiedlich sein. Der eine hält jede Kleinigkeit für kostbar. Ein anderer möchte sich erinnern: an schöne wie an schlechte Zeiten. Selbst die, die alles wegschmeißen. Jedes Mal, wenn etwas aufhört, sie einen rigorosen Cut machen, nehmen sie unbewusst immer etwas mit. Ihr unsichtbarer Rucksack wird schwerer und schwerer. Die plötzlich gebückte Haltung ist für die Betroffenen ein vollkommenes Rätsel.
Man nimmt sich immer mit. Mag man auch noch so oft umziehen und einen Neuanfang wagen. Als Kind werden die kleinen Dinge wie Kostbarkeiten behandelt. Man steckt sie in kleine Schachteln, sucht nach einem Platz, von dem man glaubt, dass dort die kleinen Dinge vor anderen sicher sind. Auf dem Dachboden zwischen den Trägerbalken, im Keller unter losen Planken oder im Garten in der hintersten Ecke, wo sonst nur die Haustiere ihre letzte Ruhe finden.
Während das Familienalbum für alle zugänglich ist, Fotos im Netz unendlich geteilt werden, ist die Schachtel mit den kleinen Dingen was sehr Privates.
Liebesbriefe mit einem Parfümband verpackt. Nicht nur die Tinte, auch das Bild des Verfassers ist verblasst. Zu wem gehören die Zuckertütchen? Zu wem das Haarband? Zeitlos sein eine Utopie? Spätestens bei einer Wohnungsauflösung wird einem klar, dass letztendlich nichts übrig bleibt. Es sei denn, man ist von Adel.
Sollten wir nicht alle das sein. Dinge bewahren? Sich erinnern, was schön, was schlecht war? Wir haben die kleinen Dinge ausgepackt. Gedichte, Musik und Bilder sind entstanden, ohne dabei Hoffnungen, Enttäuschungen, erfüllte Liebe und grenzenlose Leere außer Acht zu lassen.