Kolonialwarenhandlung Gebr. Wassermann – Traunstein, Stadtplatz 36 (1841–1970)
Ein Beitrag zur Familienforschung und Stadtgeschichte Traunsteins
Hans Bleckenwegner
Das heutige Haus am Stadtplatz 36 in Traunstein besteht Anfang 1800 aus zwei Gebäuden mit den Hausnummern 72 und 73. Die Handelsleute Gebrüder Barbarino aus Altötting werden in Traunstein ansässig. Sie kaufen 1818 das „Cortolezische Handelsanwesen“, Haus Nr. 73 am Stadtplatz, und 1836 das sog. „Krumpp’sche Anwesen“ am Stadtplatz mit der Nr. 72. Sie vereinen beide Gebäude zu einem großen Handelshaus. Nach dem Tod von Anton Barbarino heiratet die Witwe Aloisia Barbarino 1841 den Kaufmannsgehilfen Mathias Wassermann aus Tirol. Mathias führt das Handelsunternehmen Barbarino/Wassermann zum Erfolg. Der Stadtbrand 1851 vernichtet das Handelsgebäude. Unter großen Anstrengungen wird das Haus ein Jahr danach wiederaufgebaut. In der zweiten Generation erweitert Sohn Heinrich das Handelsgeschäft um eine Eisenhandlung. Er erwirbt mehrere Immobilien und firmiert unter Kolonialwarenhandlung Gebr. Wassermann. Sein Sohn August, in der dritten Generation, führt ab 1901 das Handelshaus am Stadtplatz, das 1901 von der Stadt Traunstein in Stadtplatz Nr. 36 umgewidmet wird. August bringt Innovationen ein, betreibt eine Kaffee-Rösterei, verstärkt die Werbung und schafft einen Lastwagen an. Damit beliefert er kleine Händler im Umkreis mit Waren. Nach seinem Tod 1934 führt Augusts Witwe Maria das Geschäft. Ihre beiden Söhne Herbert und Werner unterstützen sie dabei. Sie errichten vor dem Handelshaus am Stadtplatz eine Leuna-Tankstelle.
Als Achtzigjährige übergibt Maria 1958 die Kolonialwarenhandlung an Herbert, der die vierte Generation Wassermann repräsentiert. Bei der Erbteilung wird das Haus Stadtplatz Nr. 36 unter den Brüdern aufgeteilt. Die hohe Belastung, die Herbert bei der Geschäftsübertragung übernehmen muss, und der immer stärkere Konkurrenzdruck veranlassen ihn, die Kolonialwarenhandlung 1968 aufzugeben. Er vermietet die Geschäftsräume an eine Textilfirma. Sein Sohn Lothar, in der fünften Generation, verwaltet nach der Geschäftsaufgabe die Immobilien. Diese vermacht er nach seinem Tod seinem Adoptivsohn Rolf und seinem Neffen Markus.