Konfessionelle Konflikte nach dem Westfälischen Frieden
Die Religionsbeschwerden der katholischen Kirche des Herzogtums Kleve im 18. Jahrhundert
Alexander Weber
Konflikte zwischen den verschiedenen christlichen Bekenntnissen waren lange Zeit ein Thema, das so gar nicht in das vermeintlich aufgeklärte und tolerante 18. Jahrhundert zu passen schien. Die Tatsache, dass der Westfälische Frieden konfessionelle Konflikte auf eine rechtliche Basis umgelenkt und damit letztlich einen neuen Religionskrieg verhindert hatte, ließen das Jahr 1648 als eine Epochengrenze erscheinen, an der sich eine konfessionelle und eine säkulare Frühe Neuzeit voneinander trennten. Dass dieses Paradigma zu kurz greift und der konfessionelle Gegensatz 1648 zwar tatsächlich physisch befriedet, dabei aber keineswegs neutralisiert wurde, ist mittlerweile allgemein anerkannt. Die grundlegenden Mechanismen religiös konnotierter Konflikte in den verschiedenen nach dem Westfälischen Frieden möglichen Konstellationen von Mehrkonfessionalität sind jedoch noch nicht ausreichend erforscht. Mit der detaillierten Analyse der Situation der katholischen Kirche des Herzogtums Kleve unter der Landesherrschaft der protestantischen Kurfürsten von Brandenburg und späteren Königen in Preußen möchte der Autor dazu einen Beitrag leisten. Im regionalen Kontext, dabei aber stets den übergeordneten rechtlichen und politischen Rahmen des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation im Blick, wird die Frage nach den spezifischen Ursachen, Erscheinungsformen und Lösungsansätzen von konfessionellem Dissens in der Epoche zwischen dem Westfälischen Frieden und dem Ende des Alten Reiches 1806 gestellt.