Kulturtransfer um 1900
Rilke und Russland
Konstantin Asadowski, Natalia Bakshi, Alexander W. Belobratow, Ulrich von Bülow, Elisabeth Cheauré, Felix Christen, Ekaterina Dmitrieva, Ibor Ebanoidse, Antonia Egel, Dirk Kemper, Holger Kuße, Jurij Lileev, Elena Lysenkova, Cornelia Pechota, Larissa Polubojarinova, Ulrich Schmid, Weertje Willms, Pawel Zajas, Mario Zanucchi, Aleksej Zerebin
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts interessierten sich russische Schriftsteller und Intellektuelle intensiv für die deutsche Romantik, sogen sie auf und transformierten sie in etwas spezifisch Russisches. Ein Ergebnis dieses Transformationsprozesse war das slavophile Denken seit der Mitte des Jahrhunderts. In den Jahren um 1900 interessierten sich wiederum deutsche Schriftsteller und Intellektuelle intensiv für diese angeblich „genuin russische“ Slavophilie, adaptierten sie im Sinne ihrer aktuellen Interessen.
Thomas Mann etwa gewann daraus die geistige Grundlage für seine Betrachtungen eines Unpolitischen. Früher noch als Mann nahm Rilke begierig slavophiles Denken auf, das ihm vor allem von Lou Andreas-Salomé vor und während ihrer gemeinsamen Russlandreisen vermittelt wurde. Rilke schuf idealisierte Russlandbilder, die gegenüber der sozialen Realität der Zeit vollkommen blind waren. Seine Transformation des slavophilen Denkens diente ihm vor allem dazu, das eigene Schreiben zu reflektieren und zu begründen.