Lepanto als Ereignis
Dezentrierende Geschichte(n) der Seeschlacht von Lepanto (1571)
Stefan Hanß
Stefan Hanß diskutiert am Beispiel der Seeschlacht von Lepanto im 16. Jahrhundert die Historizität von Ereignissen. Die zentrale Frage dabei ist: Wie wurde Lepanto weltweit zu einem Ereignis gemacht? Durch Forschungen in über 170 Archiven, Bibliotheken und Museen dezentriert der Autor die Geschichte der Seeschlacht von Lepanto, die bisher als Sieg des ›christlichen Europas‹ beschrieben wurde, und macht verschwiegene Geschichten der Ereignisproduktion sichtbar. Deutlich wird, wie Zeitgenossen die Bedeutung der Schlacht weltweit verhandelten und aus einem Geschehnis ein Ereignis formten, das für binäre Weltkonstruktionen herangezogen wurde: in England, Italien und Spanien ebenso wie in den deutschsprachigen Ländern, in Äthiopien, Russland, im Osmanischen Reich, Japan, den Philippinen und Südamerika.
Stefan Hanß examines the sixteenth-century global event-making of the Battle of Lepanto. He decenters the history of Lepanto, which is commonly defined as a victory of ‘Christian Europe’, by revoicing silenced stories uncovered through research undertaken in more than 170 archives, libraries and museums. Contemporaries shaped Lepanto’s meanings as connected histories in areas ranging from London to Venice, Rome, Sicily and Ethiopia, from the German lands, Russia, the Ottoman Empire, Persia and Japan to the Philippines, South America and the Iberian Peninsula. By challenging the perception of a particular battle, the volume contributes to a broader methodological debate on the status of events in history.
„Beiträge, die in den kommenden Jahrzehnten zur Seeschlacht von Lepanto erscheinen und dabei auf unbekannte Quellen zurückgreifen, werden vermutlich stets den Satz einflechten „noch nicht von Hanß berücksichtigt“. Denn sicher mag man noch hier und da ein Dokument zu diesem einschneidenden Ereignis in versteckten Archiven und Nachlässen finden, (…) man darf sich dann aber angesichts von 103 benutzten Archiven, Museen und Bibliotheken (abgesehen von einer schieren Unmenge gedruckter Zeugnisse) schon eines Neufundes ,post Hanß‘ rühmen.“
Cornel Zwierlein in: Zeitschrift für Historische Forschung 46, no. 4 (2019).
„Overall, Hans has truly excelled. The temporal and geographical range, the meticulous reconstruction of innumerable case studies, the author’s boundless curiosity and unbreakable tenacity, will be hard to match. (…) There can be little doubt, however, that the publications discussed in this review are an outstanding achievement. Indeed, would it not go against the grain of the main argument, one would be tempted to speak of them as an Ereignis.“
Sundar Henny in: Journal of Early Modern History 24 (2020)
„Nicht nur für das Verfahren des dezentrierenden glocal storytelling wird die vorliegende Arbeit ein einschlägiges Referenzwerk sein.“
Yigit Topkaya in Traverse 26/2 (2019)
„Der große Ertrag beider Studien besteht (…) in der zuvor in dieser Breite und Dichte noch nie geleisteten Zusammenschau von regional-lokalen, religiös-konfessionellen und schichtspezifischen Praktiken der Auseinandersetzung mit Lepanto meist innerhalb Europas, teils aber auch darüber hinaus und hier in transkultureller wie globalgeschichtlicher Perspektive. Dabei arbeitet Stefan Hanß sehr detailliert und dicht an den Quellen den genuinen Zusammenhang zwischen historischen Macht- und Diskurskonstellationen heraus. Er zeigt, wie und warum manche Stimmen im Prozess der Bedeutungsaushandlung Dominanz erlangten, andere hingegen kaum wahrnehmbar blieben oder überhaupt zum Schweigen gebracht wurden. Zu würdigen ist eine heroische Forschungsleistung (…).“
Harriet Rudolph in sehepunkte 19/4 (2019)
„(…) Lepanto als Ereignis is a major contribution to our understanding not only of the aftermath of the battle and the ensuing debates, but of the spread of news at the time and the effects of the complex confessional and social situation in Venice, the theological divisions and financial pressures in the Holy Roman Empire, and the ideological campaigns in Spain and the Spanish dominions. It is the fruit of formidable research. Hanß has consulted archives in Belgium, Spain, Germany, Italy, England, Hungary, America, Turkey, Poland, Holland, Portugal, and France. He has worked his way through countless pamphlets and newsletters. The result is immensely impressive.“
Alastair Hamilton in Church History and Religious Culture 98/3–4 (2018)