Max Brauer im Exil
Briefe und Reden aus den Jahren 1933-1946
Max Brauer, Christa Fladhammer, Michael Wildt
Auf der Flucht vor den Nationalsozialisten umrundete der ehemalige Altonaer Oberbürgermeister Max Brauer einmal die Welt. China, Frankreich, USA. Dennoch blieb sein Blick immer auf Deutschland gerichtet. Brauers Briefe und Reden aus den Exiljahren 1933 bis 1946 dokumentieren sowohl den Flüchtlingsalltag eines Emigranten als auch die politischen Perspektiven eines engagierten deutschen Sozialdemokraten vor und nach Hitler
Innerhalb weniger Tage wurde Max Brauer, Oberbürgermeister von Altona, im März 1933 von den Nationalsozialisten gestürzt und außer Landes vertrieben. Buchstäblich mit einem Koffer in der Hand floh Brauer erst nach Österreich, dann nach Frankreich. Dort wurde ihm eine neue Aufgabe angetragen: Berater der nationalchinesischen Regierung in Nanking. Vom Herbst 1933 bis zum Spätsommer 1943 reiste Brauer als Experte für deutsche Verwaltung durch China und kehrte anschließend nach Paris zurück. Erneut war er mittellos und ohne Arbeit, bis er im Frühjahr 1936 auf Einladung des American Jewish Congress zu einer ersten Vortragsreise in die USA aufbrach, wo er von nun an bis 1946 leben sollte.
Als Emigrant umquerte Brauer die ganze Welt, und dennoch blieb sein Blick beharrlich auf Deutschland gerichtet. In seinen Briefen und Reden gerichtet er nicht nur mit farbigen Worten über den Alltag in der chinesischen Fremde oder schildert amerikanischen Zuhörern die politischen und sozialen Verhältnisse in Nazi-Deutschland. In diesen Dokumenten spiegeln sich zugleich die Hoffnungen, Enttäuschungen und Pläne des sozialdemokratischen Exils, das trotz der Stabilität der NS-Herrschaft den Kommunisten als antifaschistischen Bundesgenossen zutiefst misstraute und kompromisslos auf die westliche Demokratie setzte. Unbeirrbar in seiner Gegnerschaft zum Hitler-Rgime trat Brauer vehement für den deutschen Nationalstaat und dessen unbeschränkte Souveränität ein, sobald den Nationalsozialisten ein Ende bereitet worden sei. Als ihm 1946 in seiner Heimatstadt wieder Gelegenheit zum politischen Wirken gegeben wurde, übernahm er ohne zu zögern das Amt des ersten frei gewählten Hamburger Bürgermeisters nach dem Krieg. So dokumentieren die Briefe und Reden Max Brauers aus dem Exil sowohl Flüchtlingsalltag eines engagierten deutschen Sozialdemokraten.
Link: Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg