McLoop Magazine No. 4

Mit Jenseits des Restes legt der Münchner Künstler Olaf Probst nun die vierte Ausgabe seiner Publikationsreihe McLoop Magazines vor. Die McLoop Magazines bilden im umfangreichen Werk des Künstlers einerseits dankbare Nebenschauplätze, die zur Verarbeitung von Nebenprodukten und Liegengebliebenem dienen, andererseits Experi-mentierfelder, auf denen neue Werkgruppen (Verfahren) getestet und eingeführt werden – und in diesem Rahmen auf einfache Art publiziert werden.
McLoop Magazine No. 4 zeigt eindrucksvoll, dass sich auch beides miteinander verbinden lässt bzw. wie das eine aus dem anderen entstehen kann. Die jetzt vorliegende Ausgabe ist zweigeteilt: auf der einen Seite ›Katastrophe‹, auf der anderen Seite Kalküls: das eine ein fotografisch dokumentierter Umstand, das andere ein daraus entwickeltes neues Verfahren.
›Katastrophe‹ ist die Dokumentation des ›Restes‹, also von dem, was – nach einem verheerenden Brand im Atelier des Künstlers – übrig geblieben ist, hier fotografisch-potenziert abgebildet. Die so entstandenen verrußten Wände dienten in der Folge als zeichnerischer Untergrund für das ›Jenseitige‹, den so betitelten Kalküls, einer neuen Werkgruppe bzw. eines neuen Verfahrens. Die Kalküls sind Abrechnungen, die der Künstler im Rahmen einer Verabschiedungszeremonie zusammen mit seinen beiden Töchtern und mit Hilfe von zwei Kilo Bandnudeln zeichnerisch als Wandarbeiten realisiert hat, zum Beispiel: »- Soll / + Haben / = Glück« oder »- Paradies / + Hölle / = Leben«.
Ebenfalls abgebildet sind die Arbeiten Box Nr. 53a Jenseits des Restes und Nr. 53b Justitia, Justitia: Gabe + Nahme = Gnade, O-Ton: »Mein Untermieter hat vor sechs Jahren neben meinem Atelier in der Giselastraße einen Brand verursacht. Da seine Versicherung für den bei mir entstandenen Schaden von rund 70.000 Euro nicht aufkommen wollte, bin ich vor Gericht gegangen. Das Gericht zog es vor, der Argumentation des Beklagten auf Mietsache mit Verjährungsfrist von sechs Monaten (Aktenstärke: 4 mm) gegenüber der von mir belegten Schadenssache (Aktenstärke: Original 70 mm, Kopie 34 mm) Recht zu geben. Da ich die vollen Streitkosten inkl. der des Beklagten tragen musste, habe ich einen Teil der Auflage des Werks Gabe + Nahme = Gnade an 13 Freunde und Bekannte verkaufen können, die sich auf diese angenehme Art und Weise an der Abwicklung der Angelegenheit beteiligten. Ihnen spreche ich hier noch einmal meinen großen Dank aus.
Die ebenfalls zum Tilgen der Gerichtskosten angebotene Box Nr. 53b Justitia, die die beiden Dossiers zur Miet- und Schadenssache beinhaltet, habe ich bislang noch nicht veräußern können. Diese Trage-Box stellt das Ungleichgewicht angesichts eines Solls an salomonischer Weisheit in Münchner Amtsgerichtsstuben dar.«