Mein altes Czernowitz
Erinnerungen aus mehr als neun Jahrzehnten. 1918-2010
Hedwig Brenner, Marie-Elisabeth Rehn, Erhard R Wiehn
Hedwig Brenners Erinnerungen erscheinen wie Grüße aus dem Jenseits einer untergegangenen Welt, aus der letzten Blüte der deutschjüdischen Kultur des ehemaligen österreichischen Kronlandes seit 1775, das in der rumänischen Zeit nach 1918 noch seine kulturellen Traditionen zu verteidigen suchte, dessen Zerstörung dann im sogenannten „Russenjahr“ 1940/41 begann und durch die faschistische deutsch-rumänische Terrorherrschaft 1941-1944 „vollendet“ wurde. Während der sowjetischen Zeit war dann sogar diese vernichtete Kultur tabuisiert.
Jüngere ukrainische Historiker und Literaturwissenschaftler wie etwa Sergij Osatschuk und Peter Rychlo haben inzwischen längst begonnen, das großartige kulturelle, nicht zuletzt jüdisch geprägte Erbe von Czernowitz im heutigen Chernivtsi wiederzuentdecken und fruchtbar zu machen: „Erst nach der großen Wende 1991 beginnt man sich wiederum auf die nationale Identität und Multikulturalität im ukrainischen Cernivci zu besinnen“, so Peter Rychlo: „Langsam, nur zögernd erwacht das historische Gedächtnis an jene Zeit, in der die Stadt Teil des mitteleuropäischen kulturellen Raumes war. An den abbrockelnden Wänden schimmern zuweilen hinter dem sowjetischen Putz deutsche oder rumänische Inschriften durch… Man lese die Stadt wie ein altes Palimpsest, dessen geheimnisvolle Zeichen von einer geistigen Welt zeugen, die erst wiederentdeckt werden muss.“