Mein Leben und Tourette
Eine etwas andere Lebensgeschichte
Jürgen P. Hermann
Ich leide seit meinem 7. Lebensjahr an Tourette. Dies ist die Geschichte einer Zeit, einer
Lebenszeit von über 40 Jahren. Dies ist die Geschichte von Tiefen und auch einigen Höhen.
Die Geschichte von Partnerschaften. Eine Geschichte voll von Lebensenergie und voll von Sehnsucht, ein ganz normales Leben zu leben. Aber auch Tod und Verlassenheit gehört dazu.
Es ist nicht einfach im Leben, und schon gar nicht, wenn man ein Handikap hat.
Ich wuchs in einer Zeit auf, als Tourette noch ziemlich unbekannt war. Jedenfalls in der Bevölkerung, aber auch bei Lehrern und Ärzten.
Bis heute fehlt immer noch die Anerkennung dieser Krankheit in der Gesellschaft. Wenn jemand böse Schimpfwörter nicht nur sagt, sondern unter Zwang richtiggehend ausstoßen muss. Wenn man ruckartige Kopfbewegungen macht. Zuckt und spukt. Da denkt doch jedermann als erstes, was für ein Verrückter!
Zu meiner Zeit gab es hier auch noch Probleme selbst mit den eigenen Eltern. Diese waren dem Phänomen völlig ausgeliefert. Wo heute die Eltern eine große Hilfe für Ihre Kinder sein können, war damals das absolute Unverständnis.
Es war auch üblich und bedurfte keiner Diskussion seinen Wehrdienst abzuleisten.
„Da wirst du zum Mann erzogen und hörst mit dem albernen Getue auf“, war die Auffassung von meinen Eltern.
Wie konnte man mit Tourette in dieser Zeit dann auch noch eine Beziehung finden und überhaupt aufrecht erhalten. Eine Familie gründen und eine Arbeitsstelle finden.
Das Leben sorgt für sich und auch für Touretties! Heute wie früher.
Dies ist eine Geschichte, die in den 60er Jahren begann und noch heute andauert. Eine wahre Geschichte.