Michael Boyms Bericht aus Mosambik – 1644
(Lateinischer Text, Übersetzung und Kommentar) mit ethnographischen Paralleltexten des 16. und 17. Jahrhunderts aus der Wiener Sammlung Woldan
Robert Wallisch
Die Monsunwinde hielten 1644 den polnischen Chinanmissionar Michal Piotr Boym für einige Monate im südostafrikanischen Mosambik zurück. Sein bisher unedierter Reisebericht über dieses Land der Kaffern ist nicht nur eine wichtige Quelle für die lokale Geschichte des frühneuzeitlichen Mosambik, sondern entfaltet seine Bedeutung vor allem in Byoms ungewöhnlicher Kritik am portugiesischen Kolonialismus, die der Jesuit Boym konsequent aus der Grunhaltung seines Ordens entwickelt hat. Die innereuropäischen Aspekte dieser Kolonialkritik Boyms liefern darüber hinaus auch ein wichtiges Zeugnis für einen Paradigmenwechsel im Abendland des späten sechzehnten und frühen siebzehnten Jahrhunderts, als die Überseereiche der iberischen Entdecker unter dem Druck nordwesteuropäischer Mächte einbrachen und die Führungsrolle des italo-iberischen, mediterranen Kulturraums ihr Ende fand. Die vorliegende Arbeit stellt die erste wissenschaftliche Edition dieses kurzen lateinischen Textes mit Übersetzung und Kommentar zur Verfügung.