Mittelalterliche nachgedrehte Keramik
Überlegungen zur Definition, Bestimmung und Interpretation am Beispiel Baden-Württemberg.
Martin Rogier, Barbara Scholkmann, Jörn Staecker
Die mittelalterliche nachgedrehte Keramik hat Merkmale von Drehscheibenware, aber auch von freihand modellierter Keramik und wurde offenbar auf einer langsamen, handbetriebenen Töpferscheibe hergestellt. Was hat es mit dieser seltsamen Mischtechnik auf sich?
Die Bestimmung der Herstellungstechnik von archäologischem Keramikmaterial bereitet in der Praxis oftmals Schwierigkeiten. Eine ausgiebige, detaillierte Zusammenstellung von Herstellungsspuren in diesem Buch soll daher als Hilfe bei der Bestimmung der Herstellungstechnik dienen. Außerdem werden grundlegende Begriffe und verschiedene Töpfertechniken mit Hilfe von ethnographischen Quellen erklärt und definiert und dabei auch auf die Rolle der Töpferscheibe und ihrer Entwicklung eingegangen.
Exemplarisch wird Baden-Württemberg näher untersucht und die Entwicklung nachgedrehter Warenarten vom 6.-13. Jh. dargestellt. Daraus ergeben sich wirtschaftsgeschichtliche Fragen: Wie kommt es, dass sich die andersartige, etwas umständlich anmutene Herstellungstechnik der nachgedrehten Keramik jahrhundertelang neben der effizienten Keramikherstellung auf der schnellen Töpferscheibe behaupten konnte? Kommt als Erklärung eine unterschiedlich ausgeprägten Spezialisierung in Frage – „Hauswerk“/“Handwerk“ – und gibt es dafür archäologische Indizien?