mortu tombu miyi & falsche prophezeiungen
Martina Cizek, Christian Loidl, Wolfgang Musil
Christian Loidl, „einer der kreativsten und eigenständigsten österreichischen Lyriker“ (Traude Veran) und begnadeter Performance-Künstler verkörpert seine wortgewaltige Entlarvung politischer, sprachlicher und werbetechnischer „Prophezeiungen“ hier selbst – mit schier grenzenlos wandelbarer Stimme und von kongenialen Musikern begleitet. Unerhörte Bilderwelten werden hier entfaltet – bizarr-archaische bis gespenstisch-platte – um am Ende, im Auftauchen aus dem apokalyptischen Maskentanz, in einer Liebespoesie auszuklingen, in deren Zärtlichkeit Atem und Zeit stillzustehen scheinen.
In seinem Streben, dem Leser jene Filter von den Augen zu nehmen, die sich durch stetig wiederholte Erfahrungen, aber auch durch gezielte Manipulation ganz automatisch im menschlichen Bewusstsein verdichten und versehentlich für wahr gehalten werden, erschafft Loidl seine Welten hier gleichsam selbst: Wieder und wieder geht es um das Neue, Unerwartete, auch um den neuen, d.h. unverstellten Blick auf die Bedingungen von Herrschaft, Gefolgschaft und kollektive Programmierung. Loidl montiert manipulative Versatzstücke so, dass sie, entlarvt, als funkelnder Scherbenhaufen zerstieben – eine radikale Art, unsere Verkrustungen in Sprache und Denken aufzulösen. Vor unseren Ohren wandelt er sich wieder und wieder und wieder – vom georgischen Götzen zum Werbesprecher, vom wahrheitszornig Denkmäler niederreißenden „Galvanisierer“ Hölderlins zu einem, der hinter sich selbst zurücktritt, wenn er subtilste Poesie so in den Raum stellt, dass sie ohne seine Einmischung wirken kann.
Die Stimmung zur Stimme schaffen seine langjährigen künstlerischen Wegbegleiter Martina Cizek und Wolfgang Musil, ergänzt durch Sylvia Bruckner, Peter Leisch und Martin Singer, einige von ihnen mittlerweile Stars der Wiener Impro-Szene.
Übrigens, das Buch zur CD ist im selben Verlag erhältlich:
falsche prophezeiungen
ISBN 978-3902851-02-4