Münzbild und Polisbild
Untersuchungen zur Selbstdarstellung kleinasiatischer Poleis im Hellenismus
Albrecht Matthaei
Die Einbeziehung und Integration der Reiche und Städte des hellenistischen Ostens, zunächst in die Einflusszone und dann in den Herrschaftsbereich Roms, ist ein vielschichtiger Prozess, in dem neben politischen, militärischen und wirtschaftlichen Faktoren auch die ideellen und kulturellen Konzepte der beteiligten Partner eine große Rolle spielten. In diesem Vorgang hatten, neben den hellenistischen Herrschern, die teils von ihnen beherrschten, teils freien Städte als Einheiten von meist alten Bürgerschaften, eine hohe Bedeutung. Wer hier die Herrschaft gewinnen wollte, konnte die Königtümer abschaffen, musste sich aber mit den verbleibenden Städten, ihren Gesellschaften und deren kulturellen Traditionen auseinandersetzen.
Das vorliegende Buch geht der Frage nach, welche Hinweise die Bilder städtischer Münzen aus dieser Zeit für die Veränderungen in der Ideenwelt der Städte geben. Dabei geht es darum, wie die Städte die Bedeutung ihrer selbst in einem sich verändernden Netzwerk der politischen Bezüge formulieren.
Mit der städtischen Münzprägung steht dabei eine Quelle zur Verfügung, deren Zeugniswert kaum überschätzt werden kann. Die Legende gibt den „Auftraggeber“ an und umreißt zugleich den Kreis der primären Benutzer, nämlich die örtliche Bevölkerung (bei städtischen Bronzeprägungen). Für keine andere Materialgruppe ist die Überlieferung so günstig: Da viele Städte Kleinasiens prägten, ist zudem eine Vergleichbarkeit in einem großen Untersuchungsraum gewährleistet.