Nachdenken über Europa
Eine Auswahl aus vierzig Jahren
Winfried Böttcher, Jürgen Lauer
Europa – quo vadis? – Diese bedeutungsvolle Frage hat den Politikwissenschaftler Winfried Böttcher Zeit seines Lebens beschäftigt – in Forschung und Lehre, in Symposien, in Buch- und Fachzeitschriftenaufsätzen, in Vorträgen. Die 19 ausgewählten Beiträge zu diesem Band bezeugen die Intensität, mit der sich der Autor dabei 40 Jahre lang der Vermittlung einer Grundvorstellung von Europa, den Problemen der Zeit, den Erfordernissen für die europäische Integration und den gedanklichen Grundzügen für ein zukunftsfähiges Europa gewidmet hat.
Die Texte, in denen Winfried Böttcher die europäische Integration in Schulbüchern, das Verhältnis von Politik und Pädagogik sowie den Weg von der Nationalerziehung zur Europafähigkeit behandelt, erzählen von einer Grundvorstellung von Europa. Den Problemen der Zeit wendet sich der Autor in seinen Beiträgen zur Aufrüstungssituation zwischen den Verteidigungsblöcken, den Schwierigkeiten zur Schaffung eines europäischen Binnenmarktes, den Kriegen als Folge nationaler und imperialistischer Politik sowie den Ursachen und Folgen der Globalisierung zu. Die Erfordernisse der europäischen Integration waren für den Autor dabei schon früh mit der Erkenntnis verbunden, dass der Nationalstaat überwunden werden muss. Böttcher plädiert seither für eine politische Ordnung „von unten“, nach dem Subsidiaritätsprinzip, mit einer weitgehenden Autonomie der Regionen. So werden denn auch die Grundzüge für ein zukunftsfähiges Europa in einem ausdifferenzierten Modell eines neuen föderativen Systems der drei Ebenen „Völker, Staaten, Regionen“ dargestellt, gemäß Winfried Böttchers eigenem „kategorischen Imperativ“: Wir brauchen mehr Europa, weniger Nationalstaat und mehr Demokratie.