Nacht
Matthias Gössling, Roger Mielke, Helmut Schwerdtfeger, Sabine Zorn
„Abwärts wend ich mich zu der heiligen, unaussprechlichen, geheimnißvollen Nacht.“ – mit dieser Wendung beginnen die „Hymnen an die Nacht“ des frühromantischen Philosophendichters Novalis. Gerade angesichts des von seinem Anspruch her lichterfüllten Rationalismus der Aufklärung spricht der Dichter auch einen zentralen Topos des geistlichen Lebens aus. Von der Weihnacht über die Osternacht – die Nacht hat eine besondere Bedeutung für den Glauben: Entdifferenzierung, Konzentration, Einsamkeit und die Macht des Versuchers haben hier ihren Ort. In der Nacht von Gehthsemane ruft Jesus „Abba, lieber Vater“, am Beginn jeder Komplet wird die Mahnung aus dem 1. Petrusbriefes ausgerufen, „nüchtern und wachsam“ zu sein angesichts des „Teufels, der umhergeht wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“. Das Quatemberheft geht den geistlichen Lesarten der Nacht und des Nächtlichen nach und soll dabei auch zeitgenössische Erscheinungen wie die Lichtverschmutzung, Erfahrungen der Nachtschichtarbeit und die nächtlichen Partyzonen der Großstädte nicht aussparen.