Narrative Wirklichkeiten
Eine Typologie pluraler Realitäten in Literatur und Film
Dominik Orth
Was ist Realität? Diese Frage reflektieren literarische und filmische Erzählungen, die von einer Pluralität ihrer fiktionsinternen Wirklichkeitsebene geprägt sind. Texte wie E.T.A. Hoffmanns ‹Der Sandmann›, Arthur Schnitzlers ‹Flucht in die Finsternis› oder Daniel Kehlmanns ‹Ruhm› variieren dieses Erzählprinzip ebenso wie die Filme DAS CABINET DES DR. CALIGARI von Robert Wiene, STAGE FRIGHT von Alfred Hitchcock oder LOLA RENNT von Tom Tykwer. Diese und andere Narrationen verfügen über plurale Realitäten und fungieren somit als fiktionale Realitätsreflexionen.
Mithilfe der Fiktions- und der Erzähltheorie wird in dieser Studie zunächst ein umfassendes transmediales Konzept der narrativen Wirklichkeit als „Realität in der Fiktion“ erarbeitet. Durch zahlreiche Analysen literarischer Texte – von der Romantik bis zur Gegenwart – und filmischer Erzählungen – vom expressionistischen Film bis heute – wird auf dieser Basis eine Typologie entwickelt, die signifikante Formen pluraler Realitäten aufzeigt. Anschließend erfolgt eine kulturwissenschaftlich ausgerichtete Interpretation dieser narrativen Thematisierung der Wirklichkeit in Literatur und Film. Dabei wird deutlich, dass die dargestellte Varianz der Pluralität die Vielfalt möglicher Antworten zum Ausdruck bringt, was Realität sein könnte.