Nationalsozialismus in alltäglichen Interaktionen
Freundschaft und Nachbarschaft in Hildesheim zwischen den Kriegen
Andrew Stuart Bergerson
Nationalsozialismus in alltäglichen Interaktionen ist eine aufschlussreiche und detaillierte Untersuchung des Alltagslebens im Hildesheim der 1920er und 1930er Jahre. Aus sowohl historischer als auch ethnologischer Perspektive untersucht Andrew Stuart Bergerson die alltäglichen Interaktionen von Freunden und Nachbarn und zeigt, wie damals „ganz gewöhnliche“ Hildesheimer ihre unmittelbare Lebenswelt erlebt und gestaltet haben.
Bergersons Forschung arbeitet die Existenz einer zivilen Gesellschaft in den 1920er Jahren sowie einer antisemitischen und faschistischen „Volkgemeinschaft“ in den 1930ern heraus. Mit seinen Zeitzeugeninterviews zeigt Bergerson, wie Hildesheimer ihre ehemaligen Nachbarn und Freunde in „Arier“ und „Juden“ verwandelten.
Dabei entdeckt der Autor in den Strukturen von informellen sozialen Beziehungen eine Eigendynamik, die sich zwar auf die nationalsozialistische Ideologie und Terrorherrschaft stützte, aber dennoch relativ unabhängig von diesen entwickelte. Auch diese Dynamik trieb die „nationalsozialistische Revolution“ im Alltag voran und schuf die zwischenmenschlichen Voraussetzungen für Massengräuel, ohne die „Normalität“ dieses Alltags zu stören.