Nichtig- und Alltäglichkeiten
Barbara Englert
Seit der Erschaffung der Welt haben die Geschöpfe Gottes begonnen, nach dem Verlust des Paradieses gezwungenermaßen – der Not gehorchend, nicht dem eignen Trieb – recht unterschiedliche Methoden zu entwickeln, der gelegentlich entnervenden Alltagsroutine zu begegnen und mit schleichender oder plötzlich hereinbrechender Enttäuschung bis hin zu wildem Zorn umzugehen. Viele finden sich mit ihrer Kapitulation ab, ohne sie überhaupt mit bekommen zu haben, wohl das Beste, was ihnen in dieser Situation passieren kann, werden Zyniker dazu sagen.
Meine Frau Barbara Englert begegnet seit vielen Jahren ihrem ganz persönlichen Alltagsfrust verbal, sie notiert, was sie verletzt oder stört, sie erörtert unser aller Schwächen und gelegentlich und für meinen Geschmack viel zu selten auch unsere Stärken – vor allem meine.
Gleichwohl finde ich, dass ihre Sicht der Menschen und der Dinge mitteilenswert ist, denn geteiltes Leid ist nach wie vor halbes Leid, insofern ist die Lektüre nicht nur Vernichtung, sondern auch Erbauung und Trost.
Barbara ist im Badischen geboren und aufgewachsen, nach einem längeren Aufenthalt in Thailand studierte sie Sinologie und Politikwissenschaften in Heidelberg und Shanghai, seitdem unterrichtet sie Chinesisch und verantwortet den Studienbetrieb am Ostasieninstitut der Fachhochschule Ludwigshafen.
Das Büchlein ist auch als Geburtstagsüberraschung für die Autorin gedacht und als Ermutigung, weiterhin genau hinzu schauen, auch wenn es gelegentlich zu meinen Ungunsten ausfällt. Die christlichen Kirchenlehrer waren bis zum Beginn der Neuzeit der Auffassung, unübersehbare Defizite der Natur und der Gemeinschaft der Menschen bis hin zu der damals praktizierten Ungleichheit seien Folgen der Erbsünde und des damit verbundenen Verlustes des Paradieses. Wenn es denn so einfach gewesen wäre.
Westhofen, am Ende eines völlig verregneten Hochzeitstages im Mai 2009
Der Ehemann