Nimm alles was ich liebe
24 Sonette nach W. Shakespeare
Frank Viehweg
„ICH KENN MICH GUT
MIT MEINEN SCHWÄCHEN AUS“
Eine dieser Schwächen, womöglich die angenehmste
und leicht entschuldbare, sind die
Sonette von William Shakespeare. Diese rund
400 Jahre alten Gedichte sind so neu und
heutig, daß sie eine Übertragung geradezu
herausfordern. Und das wußten auch schon
andere Nachdichter zu anderen Zeiten. Letztere
wiederum sind sich gleich geblieben durch alle
Veränderungen. Was auch immer geschieht
und neu erlebt wird, Shakespeare hat es bereits
in Rhythmus und Reim gebracht.
Vor vier Jahren hatte ich einen ersten Zyklus
aus 24 Shakespeare-Sonetten übertragen. Hier
folgt ein zweiter Teil, nicht aus Einfallslosigkeit
oder gar des großen Erfolges wegen, sondern
als notwendige Ergänzung. Aus ganz persönlichen,
genauer gesagt, egoistischen Gründen,
hatte ich in meiner Auswahl eine wichtige Farbe
der Shakespeareschen Sonette vernachlässigt.
Das Leben aber, das immer gleiche, hat nicht
lange gezögert, mich an mein Versäumnis zu
erinnern.
Also bat ich meinen Freund Dirk Heiland ein
zweites Mal um einen Stapel Interlinearübersetzungen
von 24 Shakespeare-Sonetten und
machte mich daran, sie zu transponieren aus
dem Heute Englands vor 400 Jahren in das
Heute meiner Lieder-Verse. Und auch diesmal
hat sich nichts verändert außer der Tonart, in
der die Verse erklingen. Nun ist es an den
Leserinnen und Lesern, die Gedichte zu vervollständigen.
Gute Unterhaltung!