Norm und Wirklichkeit religiöser Frauengemeinschaften im Frühmittelalter
Die Institutio sanctimonialium Aquisgranensis des Jahres 816 und die Problematik der Verfassung von Frauenkommunitäten. (Studien zur Germania Sacra 21)
Thomas Schilp
Die Geschichte der Frauen im frühen Mittelalter ist aufgrund der Quellenlage fast nur im kirchlichen Bereich rekonstruierbar. Der fundierten Analyse der Institutio sanctimonialium, einer Norm für religiöse Frauengemeinschaften, kommt daher eine besondere Bedeutung zu. Entstanden ist diese Norm 816 im Zusammenhang der karolingischen Reformen. Diese bilden den Hintergrund für die Untersuchung von Thomas Schilp über die Institutio sanctimonialium und ihre Wirkungsgeschichte.Im Mittelalter galt das Leben in einer religiösen Gemeinschaft für Frauen als erstrebenswerte Verwirklichung von Lebensvorstellungen. In der Institutio sanctimonialium spiegeln sich die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse sowie die Bedeutung der Frauenkommunitäten des Frühmittelalters wider. Nach einer textimmanenten Diskussion der Quelle wird aus der Norm auf die Wirklichkeit geschlossen und die Realität einiger Frauengemeinschaften dargestellt. Die Diskussion verschiedener Gruppeninteressen zeigt, daß die Reichsgewalt versuchte, über die Reform der religiösen Kultur auch die Reichskirche und den karolingischen »Staat« zu reformieren. Der Band bietet so auch grundsätzliche Einsichten in die gesellschaftliche Realität des 9. Jahrhunderts.