Paradoxie und Konsens
Praktiken antikonsensualer Rede in Philosophie und Rhetorik der Antike, Frühen Neuzeit und Moderne
Christian Wilke
Widerspruch gegen Konsens dient der Durchsetzung von Interessen, dem ästhetischen Vergnügen und der Verbreitung der Wahrheit. Der Band wirft Schlaglichter auf die Geschichte einer vergessenen Schlüsselkategorie von der Klassischen Rhetorik bis zur Romantik.Das Phänomen antikonsensualer Rede wird anhand des Begriffs der Paradoxie untersucht, der heute zumeist den logischen Widerspruch meint, im traditionellen Verständnis aber eine Rede oder eine These gegen (gr. pará) eine allgemeine Meinung (gr. dóxa) bezeichnet hat. Dabei werden verschiedene Praktiken antikonsensualer Rede nach ihrer Zwecksetzung und ihrer Formgebung unterschieden, die ihrerseits darauf hinweisen, in welchem Verhältnis Mensch, Sprache und Wahrheit jeweils gesehen werden. So wird erstmals ein Bogen von sophistischen Schaureden über moralphilosophische Lehren der Antike und der Renaissance bis hin zu den epochemachenden Aufwertungen des untersuchten Phänomens in Aufklärung und Frühromantik geschlagen.