Platons Macht über die deutsche Literatur
Mathias Mayer
Die Dialoge Platons sind Schauplätze listiger Erzählstrategien und dramaturgischer Szenarien. Die Kritik an den Dichtern geht mit einem erstaunlichen literarischen Raffinement einher, über dessen Relevanz freilich viele Diskussionen geführt wurden. Vor allem die Schriftsteller haben die Komplexität seiner Verfahrensweise kreativ aufgegriffen und fortgeführt. Die Impulse des 18. Jahrhunderts und der Romantik sind in der klassischen Moderne ausdifferenziert worden. Im Rückgriff u.a. auf Sören Kierkegaard und Rudolf Kassner zeigt sich bei Hugo von Hofmannsthal und Thomas Mann, bei Bertolt Brecht und Friedrich Dürrenmatt, besonders bei Franz Kafka und Ingeborg Bachmann, wie sehr Platon in der Sicht der Literatur als Autor der Moderne gelesen worden ist.
Plato’s dialogues are scenes of cunning narrative strategies and dramaturgical scenarios. His criticism of the poets goes hand in hand with an astonishing literary refinement, the relevance of which, admittedly, has frequently been subject to discussion. Writers, in particular, have creatively taken up and carried forward the complexities of its procedure. The impulses of the 18th century and Romanticism have been differentiated in classical modernism. Taking recourse to Sören Kierkegaard and Rudolf Kassner, among others, eminent authors such as Hugo von Hofmannsthal and Thomas Mann, Bertolt Brecht and Friedrich Dürrenmatt, and especially Franz Kafka and Ingeborg Bachmann, provide ample evidence of the extent to which writers of literature have read Plato as an author of modernity.