Rechtsgeschichte
Seit der Vormoderne
Thorsten Keiser
Rechtsgeschichte ist nicht nur ein Orchideenfach für einige wenige Interessierte. Es ist nach wie vor eines der zentralen Grundlagenfächer im juristischen Studium, und dies nicht ohne Grund: Die Rechtsgeschichte gehört in den Kanon jener Fächer, die Selbstvergewisserung und Perspektiven einer Disziplin eröffnen. Zu verstehen, woher Rechtsinstitute kommen, welchen ursprünglichen Anwendungsbereich sie hatten und was die Gründe für ihre Entwicklung waren, hilft bei einer kritischen Auseinandersetzung mit aktuellen Rechtsfragen. Historische Informiertheit kann zu einem tieferen und damit besseren Rechtsverständnis beitragen. Diesem Ziel widmet sich das neue NomosLehrbuch zur Rechtsgeschichte.
Erörtert wird im Schwerpunkt die deutsche Rechtsgeschichte seit der Vormoderne. Das Lehrbuch nimmt dabei Rechtsentwicklungen insgesamt in den Blick. Vermieden werden anachronistische Rückprojektionen der heutigen Disziplinen Privatrecht, Strafrecht und Öffentliches Recht. Statt Vorgeschichten zu erzählen und Kontinuitäten zu betonen, wird den Lesern ein Gefühl für die Besonderheiten der modernen Rechtsordnungen in Abgrenzung zu älteren Rechtsformen vermittelt. Insbesondere verbindet das Lehrbuch die Rechtsgeschichte mit der Sozial- und Kulturgeschichte und beschreibt Rechtsgeschichte damit in ihrem kulturellen Kontext. Das Lehrbuch vermittelt damit die Fähigkeit zu einer eigenständigen Reflexion über die bestehende Rechtsordnung, indem es unterschiedliche Lösungsansätze für Rechtsprobleme unter verschiedenen sozialen und wirtschaftlichen Bedingungen aufzeigt.
Strukturprägend für das Lehrbuch sind Ereignisse, Institutionen und Thesen und weniger „große Männer“ oder „große Werke“. Sie werden eingebettet dargestellt in dem für eine Epoche als relevant erachteten thematischen Zusammenhang unter Verwendung möglichst neutraler Begriffe, um einen unvoreingenommenen Zugang zu ermöglichen, und um oft unreflektierte Assoziationen zu überlieferten historischen Deutungsmustern zu vermeiden.
Vertiefungsabschnitte am Ende zahlreicher Kapitel formulieren Forschungsfragen, die jeweils eine Vernetzung mit anderen Teilen des Werkes ermöglichen, sodass ein Verständnis für die größeren Zusammenhänge gefördert wird. Am Ende des Buches finden sich Wiederholungsfragen zur eigenständigen Repetition.