Regionalismus in Großbritannien – kulturwissenschaftlich betrachtet.
Marcus Mey
Im europäischen Einigungsprozess spielen die Region und der Regionalismus eine bedeutende Rolle, nicht zuletzt als kulturelle Einheit. Der kulturwissenschaftliche Ansatz in der Rechtswissenschaft arbeitet gerade mit der Wechselwirkung zwischen Recht und kulturellen Bezugsgruppen als Träger der Rechtswirklichkeit.
Das Vereinigte Königreich hat in den letzten Jahren wie kein anderes Land in Europa einen Veränderungsprozess durchlaufen, der vor jahrhundertealten, ehemals ehernen Verfassungsprinzipien nicht Halt gemacht hat, bisher jedoch auch keineswegs zum Zerfall des Königreiches in vier Einzelstaaten geführt hat. Es besteht seit der Wahl der Regionalparlamente in Schottland, Wales und Nordirland im Jahr 1998 zusammen mit England formal aus vier Regionen. Unterschiedliche Kompetenzen der einzelnen Regionalparlamente und Regionalregierungen korrespondieren mit unterschiedlichen Entwicklungsstufen des Regionalismus. Vornehmend historische, wirtschaftliche und kulturelle Faktoren bedingen wesentlich den Wunsch der Menschen in den Regionen, eine subsidiäre staatliche Zwischenebene zu schaffen – und den Wunsch, sich wieder auch formal als ursprünglich historisch gewachsene Region unterhalb des Zentralstaates zu konstituieren. Gleichzeitig sind diese vier Regionen aber auch die geographischen Bezugspunkte für die Integration in ein »Europa der Regionen«.
Dem Autor gelingt es, den kulturwissenschaftlichen Ansatz, erweitert um rechtsvergleichende Exkurse, im Hinblick auf die aktuellen regionalistischen Entwicklungen im Vereinigten Königreich nicht nur anzuwenden, sondern mithilfe dieses heuristischen Werkzeuges die Entwicklungsgeschichte des Regionalismus in Großbritannien auch klar zu strukturieren und übersichtlich darzustellen.