Reichsadler und Brieftaube Private Postdienstleister in Mannheim und Ludwigshafen 1886 – 1900
Oswald Walter
Das Postmonopol im 19. Jahrhundert – ein heiliger Gral, von allen deutschen Staaten sorgfältig gehegt und gepflegt. Und doch gab es im deutschen Kaiserreich ein Nebeneinander von staatlichem Reichsadler und privater Brieftaube. Einfallstor für diesen Einbruch der Privatwirtschaft in die Domäne der staatlichen Post war eine erst am 31. März 1900 geschlossene „Lücke im Postgesetz“, die für mehr als ein Jahrzehnt zu einer heftigen Auseinandersetzung zwischen den beiden Protagonisten führte. Mit den Privaten kam ein frischer Wind in das Postwesen. Auch wenn deren „disruptive“ Geschäftsmodelle in der Regel auf den Ortsbriefverkehr beschränkt waren, zeichneten sich die privaten Unternehmer durch ihre Kundennähe und Flexibilität aus. Mit ihren Briefmarken schufen sie eine neue Bildsprache, lange bevor die staatliche Post über Motive wie Baudenkmäler oder Stadtwappen nachdachte. Die Ereignisse in Mannheim und Ludwigshafen zeichnen dieses spannende Kapitel der deutschen Postgeschichte im Kleinen nach, angefangen von der Aufbruchsstimmung des Jahres 1886, den Chancen und Versäumnissen der frühen Jahre, dem verdeckten Kampf der Reichspost gegen die ungeliebte Konkurrenz bis hin zur Geschichte eines erfolgreichen und geschätzten Unternehmen, das erst durch das gesetzliche Verbot der Privatpostfirmen ausgebremst wurde.