Reisen und Lesen im Zeitalter der Industrialisierung
Die Geschichte des Bahnhofs- und Verkehrsbuchhandels in Deutschland von seinen Anfängen um 1850 bis zum Ende der Weimarer Republik
Christine Haug
Gegenstand der Studie ist die historische Darstellung der Geschichte des Bahnhofs- und Verkehrsbuchhandels in Deutschland von seinen Anfängen in den 1850er Jahren bis zum Ende der Weimarer Republik. Es werden die spezifischen literarischen Distributionsmodelle für Literatur auf dem Reisemarkt (Einrichtung von Bahnhofs-, Schiffs- und Badebuchhandlungen, Reiseleihbüchereien, Hotelbuchhandlungen, Kiosken an Stadt- und Untergrundbahnstationen), die Lesepraktiken und Lektürepräferenzen von Reisenden und das typische, vom jeweiligen Fortbewegungsmittel und Reisemotiv abhängige Kauf- und Leseverhalten dieses Käuferpotenzials untersucht. Einen weiteren Schwerpunkt der Studie bildet die Darstellung der soziokulturellen, buch- und lesehistorischen sowie literarischen Voraussetzungen für die Entstehung von organisierter Reiselektüre in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die speziell für Reisende entwickelten Buchreihen stellen ein in der Forschung bisher kaum beachtetes Segment der populären Kultur mit ganz spezifischen Produktions-, Distributions- und Rezeptionsformen dar. So gilt es das innovative, stark marktorientierte literarische Produkt in seiner charakteristischen Doppelfunktion, nämlich Publikationsform wie auch Literaturgattung zu sein, zu rekonstruieren und analysieren.