Religion und Humanität, Ironie und Skepsis in Thomas Manns Erzählung Das Gesetz
Valentin Spernath
Thomas Manns Erzählung „Das Gesetz“ ist als Teil einer Anthologie gegen Hitler im Zweiten Weltkrieg erschienen; sie hat durch den russischen Angriffskrieg eine bei Erstellung dieser Untersuchung ungeahnte Aktualität erhalten. Die Erzählung ist allerdings vielschichtig konzipiert und kann in unterschiedlichster Weise gelesen werden: Als Bibelkommentar, als Suche nach der Grundlage einer Universalethik und als Faschismus-Kritik. Prägendes Merkmal des Texts, das jede einseitige Interpretation verbietet, ist die Ironie. Die ironische Unterminierung jeder eindeutigen Aussage steht in einem Spannungsverhältnis zu dem Versuch der Herleitung einer Universalethik. Zugleich stellt die ironische Distanz, die skeptische Grundhaltung selbst einen Aspekt von Humanität dar, indem sie sich als Gegenstück zu entmenschlichenden totalitären Weltbildern positioniert. Die vorliegende Untersuchung widmet sich dem komplexen Verhältnis zwischen ironischer Denkweise und universalethischem Anspruch in der Erzählung.