Schreibrituale
Eine Anthologie
Friedrich Achleitner, Carl Aigner, Reinhold Aumaier, Emil Brix, Günter Brus, Renald Deppe, Gustav Ernst, Tone Fink, anselm glück, Heinz Grosskopf, Batya Horn, Helmut Jasbar, Gerhard Jaschke, Angelika Kaufmann, Mandana Kerschbaumer, Traude Korosa, Klaus Kufeld, Markus Kupferblum, Thomas Losch, Christa Nebenführ, Ingo Nussbaumer, Christian Reder, Elisabeth Reichart, Karin Rick, Peter Roos, Konrad Balder Schäuffelen, Burghart Schmidt, Johann Schmit, Gerhard Schweter, Elisabeth Wäger, Herbert J. Wimmer
Wie bei allen Ritualen spielt der Ablauf eine wesentliche Rolle … Einmal begonnen zu schreiben, kennzeichnet ein symptomatisch Abermaliges den Vorgang. Es ist ein ständiges Beginnen in allen Sätzen, ein wiederholendes Lesen von Anfang an, ein Wiederholen der Sätze in jedem Satz, ein Aufschließen nicht nur der Gedanken, sondern des Ganzen im Einzelnen, ein Betonen der Gestalt. Ich nenne dies die Sprachgestalt, welche für jeden Text und Inhalt eigens zu verdichten ist, sich vom ersten Satz an in die Sätze eingraben muß, sich wie eine Spur durch den Text zu ziehen hat … Es ist der stete Versuch, in die Gleichzeitigkeit der Gedanken und der Sprache einzudringen …
Wie schwer ist Schreiben: es trübt die Augen, quetscht die Nieren und bringt zugleich allen Gliedern Qual. Drei Finger schreiben, aber der ganze Körper leidet …“