Sklaven und Freigelassene in der lateinischen Deklamation
Ein Beitrag zur römischen Mentalitätsgeschichte
Stefan Knoch
Als wesentlicher Teil der Ausbildung des römischen Nachwuchses und prägendes Element der römischen Gesellschaft überhaupt sind die lateinischen Deklamationen eine erstrangige Quelle zur Mentalitätsgeschichte Roms von der Republik bis in die späte Kaiserzeit. Erstmalig werden hier die Sammlungen von Seneca dem Älteren und Calpurnius Flaccus sowie die sogenannten kleineren und größeren Deklamationen systematisch daraufhin untersucht, welches Bild sie von Sklaven und Freigelassenen zeichnen. Es geht in dieser Untersuchung somit nicht um die Frage nach der Lebenswirklichkeit von Sklaven und Freigelassenen, sondern darum, welche Meinungen und Vorurteile der Oberschicht bezüglich dieser beiden Bevölkerungsgruppen die Deklamationen erkennen lassen. Die dabei gewonnenen, zum Teil durchaus überraschenden Erkenntnisse betreffen nicht nur das Verhältnis zwischen Freien, Freigelassenen und Sklaven, sondern ganz allgemein die Mechanismen und Beziehungen innerhalb der römischen Gesellschaft und die zentrale Rolle, die die Deklamationen dabei spielten.****************This is the first systematic study of the image of slaves and freedmen in the collections of Seneca the Elder, Calpurnius Flaccus and the so-called lesser and greater declamations. The focus of the study is thus not so much the reality of life for slaves and freedmen, but rather the opinions and prejudices of the upper classes about these social groups depicted in the declamations. The results of the study, some of them very surprising, concern not only the relationship between free men, freedmen and slaves but the general social mechanisms and relationships within Roman society, and the central role played in these by the declamations.