Spectaculum
Die Erfindung der Show im antiken Rom
Karl-Wilhelm Weeber
Wer hätte das gedacht! Die größten Shows und Spektakel der heutigen Zeit haben eine lange Tradition. In einem ebenso unterhaltsamen wie kenntnisreichen Streifzug durch das antike Rom beleuchtet der Altphilologe Karl-Wilhelm Weeber große Spektakel wie Wagenrennen und Gladiatorenkämpfe, er präsentiert öffentliche Striptease-Einlagen und gewiefte Rhetoren, lässt seine Leser an Dinner-Shows teilnehmen und an inszenierten Begräbnissen. Weeber zeigt, dass die Promi-, Talk- und Sportevents unserer Tage bis zu den alten Römern zurückreichen und die »Ewige Stadt« selbst nichts anderes war als eine einzige große Bühne.
Seeschlachten zum Beispiel. Die inszenierten die römischen Kaiser am liebsten in Rom selbst. Und kein anderer als Caesar selbst war der Erfinder dieser wahrhaft spektakulären Innovation. Er ließ auf dem Marsfeld ein Becken mit einer Fläche von 12 Hektar ausheben und eine Seeschlacht mitten in der Großstadt darbieten. Mit 1000 Seesoldaten und 2000 Ruderern auf der einen Seite und ebenso vielen auf der anderen. Doch mit dieser Naumachie war nur der erste Schritt zu einer wahren Gigantomanie genommen, aber auch zu einer technischen Innovationslust ohne Grenzen. Berühmt wurde etwa die Amphibienarena Neros, die mittels einer ausgeklügelten Zu- und Abflusstechnik Wasserflächen schnell in trockenes Land verwandeln konnte. Dass auch das Kolosseum seine Karriere als Amphitheater begann, sollte nicht unerwähnt bleiben.
Oder das Promi-Dinner. Bei ihren Einladungen zu Gastmählern zeigten die Römer, was sie besaßen – vom repräsentativen Haus über den wertvollen Hausrat bis hin zu gut aussehenden Bediensklaven. Und es wurden kulinarische Live-Erlebnisse geboten. Der berühmte Redner Quintus Hortensius ließ in einem Wildpark ein Gehege anlegen, in das er Liegen aus Stein einbaute. Hatte er Gäste, blies ein als Orpheus verkleideter Musiker das Horn und lockte damit Hirsche, Wildschweine und andere Tiere an. Ein großer Erfolg! Weniger glücklich war Licinius Lucullus´ Idee, den Essbereich in eine Vogelvoliere zu verlegen, wo man beim Verspeisen des Geflügels gleichzeitig zukünftige Mahlzeiten um sich herumschwirren sah. Das stieß bei seinen Gästen auf ein olfaktorisch motiviertes Naserümpfen.
Brot und Spiele: Ob Theaterspiel, Triumphzug oder Gladiatorenkämpfe, ob Tierhetzen oder Wagenrennen – alles geriet im alten Rom zum großartigen Schauspiel. Selbst Trauerfeiern und Begräbnisse dienten den Reichen als Marketing-Shows. Karl-Wilhelm Weeber lässt auf unnachahmlich unterhaltsame Weise die Antike mit ihrem Glanz und Schein neu aufleben. Mit Geschichten und Anekdoten aus dem alten Rom zeigt er den unwiderstehlichen Reiz des Spektakels. Ein Buch wie ein Monument. Inspice!