Stilgeschichte des spätantiken Porträts
Gregor Johanning
Das Buch behandelt Kaiser- und Privatporträts der Epoche von Konstantin bis Justinian. Während in den ersten drei nachchristlichen Jahrhunderten eine grosse Anzahl Kaiserköpfe überliefert ist, nimmt ihre Zahl nach Konstantin immer weiter ab. Dies erschwert die Benennung und somit ihre Datierung. Der Verfasser unternimmt den Versuch einer geschlossenen Stilgeschichte des Porträts vom vierten bis zum sechsten Jahrhundert n. Chr. Grundlage hierfür ist ein Gerüst fest datierter Werke: überwiegend ost- und weströmische Kaiser, aber auch einige Bildnisse hoher Beamter, deren Ämterlaufbahn aus der Geschichtsschreibung oder erhaltenen Akten bekannt ist. Jedes dieser Werke wird gründlich diskutiert; dabei findet auch diejenige ältere Forschungsliteratur Berücksichtigung, die heute oft und zu Unrecht übergangen wird. Nicht alle Porträts, die Bestandteil des festen Gerüstes sind, lassen sich eindeutig benennen, jedoch ist meist die Zeitspanne ihrer Entstehung einzugrenzen, so dass sie als „sicher datiert“ gelten können. Anhand dieses Rasters liest der Verfasser die Merkmale der Gesichtsbildung ab, die sich in signifikanter Weise mit fortschreitender Zeit ändern. Während zur Zeit Konstantins die Gesichter noch organisch gebildet sind, vereinheitlichen sie sich gegen das Jahr 400 immer mehr. Erst vom fortgeschrittenen fünften Jahrhundert bis Justinian zeigen sich wieder mehr individuelle Eigenheiten. Diese führen bisweilen zu völliger Überzeichnung. Die beschriebene Stilentwicklung bildet nun die Grundlage zur Datierung der unbenennbaren Kaiserbildnisse und der zahlreichen Privatporträts, die ohne historischen Fundzusammenhang auf uns gekommen sind. Ein Verzeichnis aller besprochenen Werke mit Seitenverweisen, Aufbewahrungsort und Bibliographie schliesst das Buch ab.