Stimme und Ort
Narratologische Studien zu Heinrich von Veldeke, Hartmann von Aue und Wolfram von Eschenbach
Markus Greulich
Höfische Erzählliteratur um 1200 entwickelt sich in einem Spannungsfeld unterschiedlicher sozialer, literarischer und medialer Faktoren. Die Untersuchung fügt sich in die aktuelle Forschungsdebatte zur Poetik dieser Texte ein und erörtert, wie sich höfisch-weltliches Erzählen diskursiv von (höfisch-)religiösem absetzt. Im Fokus stehen dabei Einsatz und Funktion zweier narrativer Mittel: die narratologische Kategorie der Erzählerstimme und die spezifische Verwendung transtextueller Referenzen. Damit werden zugleich Möglichkeiten (und Grenzen) der Narratologie Gérard Genettes aufgezeigt und mit den Spezifika mittelalterlichen Erzählens konfrontiert.
Die Studie widmet sich sieben zentralen Texten aus der Zeit zwischen 1170 und 1210: sämtlichen epischen Werken Heinrichs von Veldeke und Hartmanns von Aue sowie Wolframs von Eschenbach ‚Titurel‘. Sie erläutert in exemplarischen Analysen den Einsatz der Erzählerstimme(n) und inter- und architextueller Referenzen. Dabei zeigt sich, dass beide narrativen Mittel in den höfisch-weltlichen Texten in spezifischer Weise Verwendung finden und sich damit eine interdiskursive Fläche eröffnet, in der Wahrheitsindifferenz und medialer Status der noch neuen Erzählliteratur zugleich verhandelt werden.