Studien zur katholischen deutschen Dichtung der Frühen Neuzeit
Aufsätze über Hieronymus Schenck von Siemau, Thomas Murner, Johannes Nas, Friedrich Spee, Angelus Silesius und Bonifaz Pfaffenzeller
Rainer Hillenbrand
Diese Studien zur katholischen deutschen Dichtung der Frühen Neuzeit ergänzen des Verfassers 2020 erschienene Studien zu Grimmelshausen mit Arbeiten über bekannte und unbekannte katholische Dichter des 16. bis 18. Jahrhunderts.
Die beiden Hauptvertreter der katholischen Barocklyrik werden entgegen gängigen Stereotypen in ihrem kirchlichen Charakter gezeigt, bei Spee wird der gegenreformatorische Impuls betont, bei Angelus Silesius das Wesen einer orthodoxen Mystik von häretischen Mißdeutungen abgegrenzt.
Bei einem Thomas Murner bisher zu Unrecht abgesprochenen Text können diese religiösen Glaubensgrundlagen von der Marienverehrung über die Sakramentenlehre bis hin zur moralischen Verantwortung aufgrund der Willensfreiheit in die vorreformatorische Zeit zurückverfolgt werden. Ein vom Dichter Hieronymus Schenck von Siemau selbst kommentiertes Marienlied von 1503 wird als Vorlage einer weit bekannteren Bearbeitung nachgewiesen, für deren Verfasserschaft Murner dadurch auch wieder in Frage kommt.
Die konkurrierende Interpretation inzwischen verlorener Kirchenbilder des Mittelalters durch Johannes Nas und Johann Fischart bringt die konfessionellen Differenzen des 16. Jahrhunderts zur Anschauung, und bei den epigrammatischen Satiren des Ordensgeistlichen Bonifaz Pfaffenzeller läßt sich der geistesgeschichtliche Wandel am Ende der Frühen Neuzeit daran erkennen, daß sie weniger den konfessionellen als den Gegensatz zum säkularen Denken der Frühaufklärung thematisieren.
In erbaulichen, polemischen, satirischen und mystischen Texte der Frühen Neuzeit wird die Kontinuität katholischer Glaubensinhalte, aber auch der epochentypische Wandel sprachlicher und poetischer Ausdrucksmittel aufgezeigt.