Thomas Magistros und die spätbyzantinische Sophistik
Studien zum Humanismus urbaner Eliten in der frühen Palaiologenzeit
Niels Gaul
Die Studie kontextualisiert Werk und Wirken des Thomas Magistros (um 1280-nach 1347/48) in Thessalonike in einem weitgespannten kulturellen Rahmen, der von der zweiten Sophistik bis zum Renaissance-Humanismus reicht. Stand bisher meist der Philologe Magistros im Mittelpunkt der Forschung, gewinnt hier der Protagonist eines spätbyzantinischen „Bürgerhumanismus“ Konturen, der sich, von sophistischer Rhetorik inspiriert, vehement für die Rechte seiner Polis einsetzte und dabei auch Konflikten auf höchster Ebene nicht auswich. Seine philologischen Schriften waren Mittel zum Zweck, die Eleven das ethos (Habitus) für eine erfolgreiche Karriere in den gelehrten Zirkeln der Epoche vermittelten. Diese gesellschaftliche Praxis des theatron, ihre diskursiven Voraussetzungen und Hierarchien werden en detail analysiert; Magistros’ eigener Auftritt im kaiserlichen theatron zu Konstantinopel dabei provokativ im Spannungsfeld zwischen kaiserlicher Macht und städtischer Autonomie verortet. Ein quellenreicher biographischer Abriss, der unter anderem Magistros’ Rolle im Hesychasmus neu bewertet und die Strategien aufzeigt, mit der das gelehrte Gesellschaftssegment um seinen Einfluss kämpfte, beschließt die Untersuchung.