Usus und Actio
Das Heilige Abendmahl bei Luther und Melanchthon
Jürgen Diestelmann
Das Verhältnis der beiden großen Wittenberger Theologen war keineswegs immer ungetrübt, insbesondere in Bezug auf das Heilige Abendmahl. Melanchthon distanzierte sich je länger je mehr von der Realpräsenz, wie Luther sie vertrat. Dies wurde zum Beispiel an der Textänderung der Confessio Augustana Variata, bei den Verhandlungen zur Wittenberger Konkordie und Melanchthons Haltung bei der Ausarbeitung der Kölner Reformationsordnung deutlich. Nach Luthers Tod bekämpfte er sogar die Schüler Luthers, die an Luthers Abendmahllehre festhielten. Heftige Auseinandersetzungen waren die Folge. Kurz vor seinem Tode beklagte Melanchthon die „rabies Theologorum“, doch hatte er diese – wie schon Harnack feststellte – selbst verschuldet. Bis zum heutigen Tage belastet dieser Dissens der beiden Reformatoren die theologischen Gespräche über das Heilige Abendmahl, sowohl im innerkirchlichen wie auch im ökumenischen Bereich. Das verleiht diesem Buch besondere Aktualität. Der Verfasser ist dieser Entwicklung im einzelnen nachgegangen. Zahlreiche liturgiegeschichtliche Details (wie zum Beispiel die Elevation, die Adoration und die Behandlung der konsekrierten Abendmahlselemente), die von den beiden Reformatoren unterschiedlich gewertet wurden, werden behandelt. Die Fachliteratur aus dem skandinavischen und englischsprachigen Raum wurde vom Verfasser weitgehend ausgewertet. Für Kirchengeschichtler, Liturgiewissenschaftler und systematische Theologen bietet das Buch wichtige Gesichtspunkte.