Verheißung und Ernüchterung. Ambivalenzen der Moderne
Mittelweg 36, Heft 2 April/Mai 2020
Michael Geyer, Svenja Goltermann, Wolfgang Knöbl, Jan Philipp Reemtsma
Was ist die Moderne? Fragt man die Sozialwissenschaften, erhält man nicht eine, sondern viele Antworten, die einander zudem noch widersprechen. Von ihren Bannerträgern als Epoche des Fortschritts begrüßt, erscheint sie ihren Kritikern als Zeitalter des Niedergangs und des Verfalls. Wieder andere sehen in ihr keinen historischen Zeitraum, sondern ein unvollendetes Projekt, das es wahlweise zu vollenden oder zu verabschieden gilt. Doch während die einst von ihren Propheten verkündete Postmoderne bereits wieder zur Erinnerung verblasst ist, ziehen die uneingelösten Versprechen der Moderne die Menschen auch heute noch in ihren Bann. Offenbar werden wir mit der Moderne ebenso wenig fertig wie sie mit den Problemen, zu deren Überwindung sie einmal angetreten war, allen voran das Problem der Gewalt. Ausgehend vom Wechselspiel zwischen Verheißung und Ernüchterung loten die Beiträge des Heftes die Ambivalenzen der Moderne aus und werfen einen Blick auf die Licht- und Schattenseiten eines Phänomens, das mehr als einen Anfang, aber scheinbar kein Ende hat.