Verschollen im Atlantik und andere Erzählungen
Pit Heller
Verschollen im Atlantik
Kronprinz Rudolf von Habsburg, der sich wegen seiner freiheitlichen Gesinnung mit seinem Vater, dem österreichischen Kaiser Franz-Joseph, nicht sonderlich gut verstand, und der Politik der Greise, wie er es formulierte, nichts Zukunftsträchtiges für das Land, das er dereinst erben sollte, abzugewinnen vermochte, soll zusammen mit dem gleichalten und gleichgesonnenen Erzherzog Johann-Salvator von Toskana und einigen ungarischen Adeligen die Absetzung Kaiser Franz-Josephs in einer Art Militärputsch geplant haben. Als die Sache aufflog, wurde Erzherzog Johann aus der Familie ausgestoßen, des Landes verwiesen, und seines Namens, seiner Titel etc., für verlustig erklärt. Da dabei auch seine Apanage unter die Räder gekommen war, verkaufte er seinen Besitz, das Seeschloss Orth in Gmunden am Traunsee, kaufte einen viermastigen, hochseetüchtigen Frachtsegler, und wollte seinen Lebensunterhalt durch Frachttransporte von Europa nach Übersee und zurück verdienen. Schon auf seiner ersten Fahrt, von Liverpool nach Valparaiso, sind Schiff und Mannschaft verschollen. Was wirklich gewesen sein könnte, erfahren Sie hier in diesem Buch.
Die Verfehlungen der Louise von C.
Die älteste Tochter des belgischen Königs Leopold II, wurde von ihren Eltern mit dem vierzehn Jahre älteren, stinkreichen Philipp v. Sachsen-Coburg-Gotha, einem Schürzenjäger par excellence, verheiratet. Anstatt jede Nacht vergeblich auf ihn zu warten, beschloss sie, es ihm gleichzutun und verliebte sich auf einem Reitausflug im Wiener Prater in den feschen Oberleutnant Ferdinand v. Matachich, mit welchem sie eine Liebesbeziehung einging. Als ihr Mann dies entdeckte, reichte er die Scheidung ein. Louise, die Tochter eines der damals reichsten Männer der Welt, dem unter anderem der gesamte Kongo gehörte, begann ein luxuriöses Leben und verschuldete sich vermittels ihrer Visitenkarte bis über Kopf und Haare. Als sie nirgends mehr Kredit bekam und nicht mehr ein und aus wusste, stellte sie einen Wechsel auf eine astronomisch hohe Summe aus, und setzte als Gläubigerin den Namen und die gefälschte Unterschrift ihrer jüngeren Schwester Stefanie, der Gemahlin des Kronprinzen Rudolf von Österreich, ein. Als der Schwindel aufflog, und ihr Vater, König Leopold II von Belgien sich weigerte, den Wechsel zu decken, reiste sie mit ihrer Visitenkarte in blauem Stahlstich von Stadt zu Stadt, hinterließ überall neue Schulden, und endete schließlich in einem Armeleute-Asyl in Wiesbaden.