Völkerrecht und Machtpolitik Georg Schwarzenberger (1908-1991)
Stephanie Steinle
Mit Georg Schwarzenberger assoziiert die Völkerrechtswissenschaft heute eine machtpolitische Konzeption des Völkerrechts, die ihn in die Nähe der realistischen Schule der Internationalen Beziehungen rückt und ihn mit Namen wie Hans J. Morgenthau oder Henry Kissinger verbindet. Das Spannungsfeld zwischen Völkerrecht und Politik war in der Tat einer der zentralen Aspekte des Denkens von Schwarzenberger, das ihn trotz seiner Verankerung in der deutschen Völkerrechtstheorie der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Außenseiter in der Völkerrechtswissenschaft werden ließ. Neben dem wissenschaftlichen Werk Schwarzenbergers zeichnet die Autorin den Lebensweg des Emigranten nach, der wegen seiner jüdischen Abstammung und seines Engagements für die Sozialdemokratie 1933 aus dem Referendariat entlassen wurde. Schwarzenberger zählte zur »Assistentengeneration« der wissenschaftlichen Emigration, die nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten ohne akademische Reputation und Kontakte kaum auf die geradlinige Fortsetzung der akademischen Karriere im Ausland hoffen konnte. Die Untersuchung leistet insoweit auch einen Beitrag zur Erforschung der Wissenschaftsemigration nach Großbritannien.