Von Sattmachern und Köstlichkeiten

1936 notierte Samuel Beckett in seinem deutschen Tagebuch mehr als fünfzig Speisen und Getränke, die er während seines neunwöchigen Aufenthalts in Hamburg zumeist in Gaststätten, Kneipen und Restaurants kennengelernt hatte, davon viele Gerichte aus hamburgischer oder norddeutscher Küche.
Kaum eines der von Beckett besuchten Lokale gibt es heute noch und auch die Küche in Hamburg hat sich wie im restlichen Deutschland in den letzten Jahrzehnten sehr verändert, in den Restaurants ebenso wie am heimischen Herd.
In jüngerer Zeit gibt es eine Rückbesinnung auf die regionale Küche. Da kleine Geschäfte, die einst regionale Produkte anboten, nahezu verschwunden sind, erfreuen sich Wochenmärkte vielerorts wieder großer Beliebtheit. Auch die Kochbuchauswahl hat in dieser Hinsicht erheblich zugenommen.
Ist dies ein neuer Trend zurück zu einer bereits vergangen geglaubten Küche? Oder hat die regionale Küche in den privaten Haushalten immer überlebt und war nur von einer durch veränderte Essgewohnheiten, Tiefkühlkost und Takeaways verstellten Wahrnehmung ein wenig in den Hintergrund geraten?
Ein Blick in die Küchen in Hamburg während der vergangenen rund 75 Jahre scheint hier lohnend. Wie und was aß man in den Notzeiten während und nach dem Zweiten Weltkrieg?
Wie schlug sich das Wirtschaftswunder in den Küchen der Hamburger, aber auch in den Kantinen und auf Betriebsfeiern nieder? Welche Kochgewohnheiten und Gerichte überlebten alle Zeitenwechsel und welche kamen hinzu? Wo kaufte man ein? Womit verbinden die Autoren heimische Küche?
War man in der Küche eher Trendsetter oder Traditionalist?
Wo liegen die Unterschiede der hamburgischen Küche zu anderen Regionen (Nord-)Deutschlands?
Neun Autorinnen und Autoren berichten aus ihren Erinnerungen über Erlerntes, Erlebtes und Erfahrenes beim Essen und Trinken in Hamburg.