Wandlungen des Ehegattenerbrechts.
Tim Philipp Holler
Die gesetzlichen Regelungen des Ehegattenerbrechts und das Phänomen seiner zunehmenden Erstarkung beschäftigen die Zivilrechtsdogmatik schon lange. Das Ziel dieser Arbeit ist es, die erb- und güterrechtlichen Regelungen aus ihrer Kodifikationsgeschichte heraus zu rekonstruieren, um Aufschluss über das jeweils zeitgebundene Verhältnis zwischen den im Erbfall konfligierenden Interessen der Ehegatten, Abkömmlinge und entfernteren Verwandten des Erblassers zu gewinnen. Dabei werden die historischen Entwicklungslinien ausgehend von drei grundlegenden Wertungsmomenten, die den normativen Stellenwert der Ehe als Grundlage erbrechtlicher Berücksichtigung des Ehegatten steuern – Familienpotential, Subjektivierung und Gleichberechtigung –, in ihrer sich gegenseitig beeinflussenden Bedeutung für die rechtstechnische Ausgestaltung des Erbteils, Voraus und Pflichtteils des Ehegatten einschließlich der erbrechtlichen Aspekte des Güterrechts in ihrem historischen Wandel in den Blick genommen. Auf Basis der herausgearbeiteten Konfliktlagen werden rechtspolitische Überlegungen zur weiteren Entwicklung des Ehegattenerbrechts angestellt.