Wenig Freude und viel Kummer
Jüdische Arbeiterfamiliengeschichte in Ungarn 1888-1968
Frida Friedmann, Éva Gábor, Klara Strompf, Erhard Roy Wiehn
Aus dem Nachwort der Übersetzerin Klara Strompf
….Welches Bild von Frida Friedmann hat sich in mir entfaltet?
Obwohl sie nur sechs Grundschulklassen besuchen konnte, hat sie sich ihr Leben lang stark für die Welt interessiert, hat von „gelernten Nachbarn“, von ihren eigenen Kindern, von Menschen, die sie schätzte, immer sehr viel erfragt und ließ sich auch gerne „erklären und belehren“. Sie las Bücher und alle Zeitungen, die sie in ihre Hände bekam. Sie besaß eine außergewöhnliche soziale Sensibilität, sah die Ungleichheit zwischen Arm und Reich ganz genau und stellte diese immer wieder in Frage. – Ich bewundere diese tapfere Frau, die in ihrem Leben so viele Schicksalsschläge verkraften mußte: Unfälle und Unglück in der Familie, finanzielle Sorgen, den Verlust von Brüdern, Eltern, Schwester, Ehemann und Kindern, die entweder verunglückt, durch Selbstmord oder eines natürlichen Todes gestorben oder der Barbarei der Schoáh zum Opfer gefallen sind wie z.B. ihre Schwester Regina mit Ehemann und drei Kindern in Kamenez-Podolski (Südwest-Ukraine) oder ihre Tochter Ilusch während eines gewaltsamen Todesmarsches von Budapest nach Wien. Sie mußte immer wieder bei Null beginnen, und sie hat es immer wieder geschafft, sich über Wasser zu halten.
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In Fridas einfache Texte … drängen sich immer wieder die Politik und historische Ereignisse hinein, die wir aus Geschichtsbüchern kennen. Es ist wirklich faszinierend (Frida würde dieses Wort nie benutzt haben), wie eine Frau mit bescheidener Bildung, aber mit riesiger Weltoffenheit und ständigem Wissensdurst die ungarische Geschichte und die Weltgeschichte zwischen 1888 und 1968 mit eigenen Augen sah und erlebte und wie sie darüber berichtet!