Wiener Komödien
Cornelius Mitterer, Emanuel Schikaneder
Der Theatermacher und Textdichter der Zauberflöte Emanuel Schikaneder (1751–1812) stammte aus dem niederbayerischen Straubing, wurde am Regensburger Jesuitengymnasium künstlerisch sozialisiert und streifte anschließend als Musikus durch die Länder, ehe er den für seine Zukunft entscheidenden Schritt machte und sich einer Wanderbühne anschloss. Aufgestiegen zum Direktor einer fahrenden Schauspielgruppe bereiste er weite Teile des deutschen Sprachraums und gründete in der Reichshaupt- und Residenzstadt das heute noch bestehende Theater an der Wien. Abgesehen von seinem Einfluss als Impresario zählte Schikaneder zu den produktivsten Komödiendichtern seiner Zeit, ein Umstand, der bislang wenig Beachtung fand. Seine Texte dienten der Unterhaltung eines sozial breitgefächerten Theaterpublikums und wirkten stilbildend auf nachfolgende Dichtergenerationen. Heute geben sie als aufschlussreiche Kulturdokumente Einsichten in eine Epoche der dramenästhetischen wie auch gesellschaftlichen und politischen Brüche. Die Entwicklung der Zensur in Österreich, Einflüsse des Aufklärungstheaters und das damit konkurrierende Nachwirken einer von der Commedia dell’Arte beeinflussten Wanderbühnenästhetik kulminieren in Schikaneders Texten und Inszenierungen. Die Ausgabe vereint fünf seiner erfolgreichsten Komödien und legt den Fokus auf den Schaffenshöhepunkt in Wien. Die Postknechte oder die Hochzeit ohne Braut (1792), Die Waldmänner (1793/1800), Die bürgerlichen Brüder oder Die Frau von Krems (1797) und Der Tyroler Wastel (1796/98) gehörten nicht nur in seiner eigenen Spielstätte zu den dauerhaften Kassenschlagern. Ergänzt werden die Wiener Komödien durch das ebenfalls erfolgreiche Debüt Die Lyranten oder das lustige Elend (1776) und Adolf Bäuerles (1786–1859) ironischen Bericht über den Direktor des Theaters an der Wien. Ein Kommentar zur Ausgabe zeichnet Emanuel Schikaneders Wirken in Wien nach und verortet seine Komödien im Spannungsfeld von Aufklärung und ihren Gegentendenzen.