Wilfried Stallknecht und das industrielle Bauen
Ein Architektenleben in der DDR
Harald Engler
Nur sehr wenige Architekten oder Planer aus der DDR sind mehr als einem engen Expertenkreis geläufig. Dies liegt daran, dass sie ganz überwiegend in Kollektiven arbeiteten und auch nach 1989 nur wenig über sie geforscht und publiziert wurde. Mit diesem Band wird ein wichtiger Architekt aus der DDR porträtiert, der entscheidende Beiträge zu den großen Weichenstellungen in Architektur und Bauwesen Ostdeutschlands lieferte und dennoch kaum bekannt ist.
Der Architekt, Innenarchitekt und Möbeldesigner Wilfried Stallknecht (*1928) konnte, obgleich bürgerlicher Herkunft und niemals Mitglieder der SED, in der DDR eine steile Karriere machen. Er entwickelte als Kollektivleiter nicht nur die Grundkonzepte der beiden wichtigsten Plattenbauserien (P2 und WBS 70), sondern verband sie mit weitreichenden Konzepten des variablen Wohnens und des Designs von Möbelserien. Außerdem war er verantwortlich für das umstrittene Modellprojekt des Umbaus der Innenstadt von Bernau mittels der Plattenbauweise, gewann wichtige städtebauliche Wettbewerbe und meldete zahlreiche bautechnologische Verfahren zum Patent an.
Das Buch dokumentiert das Leben und Werk Wilfried Stallknechts und enthält einen Essay zur Geschichte des industriellen Wohnungsbaus bzw. der Plattenbautechnologie in der DDR aus kulturgeschichtlicher Perspektive. Die auf einen breiten Leserkreis zielende wissenschaftliche Darstellung speist sich aus einem umfangreichen Bestand an Primärquellen sowie aus zahlreichen Interviews mit dem Architekten. Sie weist viele bisher unveröffentlichte Abbildungen zur DDR-Baugeschichte auf.