wir müssen leise sein wie pfirsiche
zaubersprüche und wilder wort-jazz
Martina Cizek, Christian Loidl, Wolfgang Musil
Diese erste Audio-Veröffentlichung des bedeutenden österreichischen Sprach-Magiers und begnadeten Performance-Künstlers Christian Loidl enthält zwei originär durch ihn entwickelte Genres: Scheinbar volkstümliche Zaubersprüche und eine atemberaubende Kaskade freier sprachlicher und gedanklicher Assoziationen als Trip in wildem Wort-Jazz, inspiriert durch seine Erfahrungen an der Jack Kerouac School of Disembodied Poetics in den späten 80er-Jahren.
Die Triebkraft hinter beiden: „Aus sich selbst herausspringen, sich vergessen und einen tiefen Zug frische Luft tun“, wie Loidl selbst, Kenneth White zitierend, bekennt. Will sagen: Aus sprachlichen, aus stimmlichen Gewohnheiten ausbrechen, sich dem überraschend aus sich selbst Entstehenden aussetzen. Wie unterschiedlich die Ergebnisse! Hier die gnomenhaft, meist in oberösterreichischer Mundart gemurmelten, gekrächzten oder pathetisch gerufenen Beschwörungen – zum Öffnen verborgener Pforten, gegen Liebeskummer, wider das Dampfplaudern oder um sich unsichtbar zu machen – in „entfernter Verwandtschaft zum tibetischen Bäuerlein, das in Trance zornfunkelnd Orakelsprüche schleudert“; da der aus dem entfesselten Vorbewussten sprudelnde Wasserfall einer Wort-Bedeutungs-Reise ins Unbekannte, deren zweisprachige Vielstimmigkeit vom parodierten Wienerlied („Is dia no nie, mei Freind, da Mond in’d Nudlsuppm gfoin?“) über raffiniertes Code-(S)witching („footprints – the prince of pussies“) bis hin zum imaginierten Dialog mit Harry Smith, einer Ikone der Beatnik-Szene der 80er-Jahre reicht.
Musikalisch kongenial begleitet wird Loidls schier grenzenlos wandelbare Stimme von Martina Cizek und Wolfgang Musil, die mit vielfältigen Blasinstrumenten und Synthesizern die Stimmungen zur Stimme zaubern.
Ein Vergnügen für alle, die Freude daran haben, sich von immer neuen unerhörten Bilder- und Gedankenlandschaften überraschen und – jawohl – auch unterhalten zu lassen.