Wo bin ich?
Heinz Janisch, Isabel Pin
Vom Zurechtfinden und Hinauswagen
Schritt für Schritt erobert er seine Welt, der kleine Eisbär. Fragend und staunend. Fängt bei sich und seiner engsten Umgebung an, wagt sich dann immer weiter vor, erweitert seinen Horizont, schaut über den Rand seiner kleinen Eisscholle, entwickelt Neugier und vielleicht auch ein bisschen Sehnsucht. Soll er sich trauen? Ins Wasser springen, neue Ufer erreichen, Unbekanntes erforschen? Er traut sich. Er kann sich trauen. Weil er sich mittlerweile seiner selbst, seiner Position, seines Rückhalts bewusst und sicher ist.
Was hier als schlichtes Pappbilderbuch über einfache Ortsangaben und erste Orientierung daherkommt, ist auch ein wunderbarer Text darüber, wie Geborgenheit und Urvertrauen der ideale Nährboden für Wagemut und Entdeckungsfreude sind. Wie das Wissen um die eigene Positionierung, um den eigenen Stellenwert ermutigt, sicheren, festen Boden zu verlassen und neue Tiefen zu ergründen.
Wieder einmal beweist Heinz Janisch, Meister der Verknappung und Verdichtung, wie viel mit wie wenigen Worten ausgedrückt, wie einfach Komplexes dargestellt werden kann. Isabel Pin greift diese Verbindung zwischen dem Konkreten und dem Emotionalen in ihren klaren Bildern auf, erzählt augenzwinkernd und herzerwärmend von dem kleinen Eisbären, der sich wundernd fragt: „Wo bin ich?“ – und braucht wie Heinz Janisch nicht viel dafür, um diese Suche nach der Positionierung im Raum mit der Suche nach der Verortung im sozialen Miteinander in Verbindung zu bringen.
Immer in der Mitte. – Immer in der Mitte? Na, dann kann ja nichts schiefgehen!
AUSZEICHNUNGEN:
2019: Die 100 Besten – Lust machen aufs Lesen (Börsenverein des dt. Buchhandels)
TIPPS:
erster Wortschatz (Ortsangaben/Orientierung)
Kooperation mit Buchstart (www.buchstart.at)
wichtige Themen – niederschwellig präsentiert