Wunschbrunnen
Vom Glauben an das Wasser und an das Wünschen
Anna-Tina Eberhard, Josef Felix Müller, Monika Müller-Hutter, Tamara Weibel
Mit dem Begriff «Wunschbrunnen» ist der Brauch gemeint, eine Münze in einen Brunnen zu werfen, in der Hoffnung, ein Wunsch erfülle sich durch die Kraft des Wassers. Ein Ritual, das es schon lange gibt, das aber kaum erforscht ist.
Allein der Begriff ist schwierig zu fassen: Der Wunschbrunnen existiert weder im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm aus dem 19. Jahrhundert noch im aktuellen Duden. Der Brauch hingegen ist lebendig. In Rom werfen täglich Hunderte von Menschen Münzen in den Wunschbrunnen. Hinter dem Ritus steht der Wunsch nach Optimierung. Die verborgenen Wünsche werden der Quelle als Ort des Ursprungs anvertraut. Zugleich wird mit dem Wurf der Münze ein Akt des Opferns betrieben. Man hofft, die Gabe von Geld unterstütze die Erfüllung des Wunsches.
Der Wunschbrunnen eröffnet ein Spektrum von Assoziationen. Es sind sowohl historische, ethnologische, literarische als auch philosophische, psychologische und religionswissenschaftliche Aspekte angesprochen. Diese Publikation soll Anstösse zum Nachdenken und Weiterwünschen geben. Bildhaft gesprochen ist sie ein sich öffnender Fächer.
Der Text ist dreigeteilt. Im ersten Teil steht der Brunnen im Mittelpunkt. Es wird ein Blick zurück geworfen auf Bräuche und Legenden rund ums Wasser. Der zweite Teil widmet sich dem Wunsch. Ausgehend von der Märchenliteratur geht er einem Hauptwunsch unserer Zeit nach, demjenigen nach dem Glück. In einem letzten Teil spannt der Text den Bogen zum dreiteiligen Kunstwerk Wunschbrunnen von Josef Felix Müller.