Zeitschrift für Kultur- und Kollektivwissenschaft
Jg. 9, 1/2023
Jan-Christoph Marschelke
Die »Zeitschrift für Kultur- und Kollektivwissenschaft« ist ein Forum, das auf der Grundlage der Kulturwissenschaft eine Kollektivwissenschaft entwickeln möchte. Diese angestrebte neue Disziplin lenkt den Blick auf das Kollektiv als Kulturträger und dient damit zum einen der praktischen Kulturforschung und gewährt zum anderen neuartige Einblicke in das Wesen des Sozialen. Der weit gefasste Begriff des Kollektivs tritt an die Stelle der traditionellen Gruppen- und Gesellschaftskonzepte und macht bisher verborgene Schichten menschlicher Gemeinschaftlichkeit zugänglich.
Heft 9/1 widmet sich der Frage, warum die »imagined community« namens Nation noch immer eine derartige Wirkmacht entfaltet. Waren manche Beobachter*innen Ende der 1980er Jahre geneigt, ein post-nationales Zeitalter auszurufen, scheinen heute Nationalismen nicht minder einflussreich zu sein als zu längst vergangenen Hochzeiten. Die Beiträger*innen suchen hierfür neue Erklärungsansätze mithilfe eines in der Forschung noch nicht ausgereizten Blickwinkels: Welche affektiven und ästhetischen Impulse gehen vom Nationalen aus bzw. wie wird es affektiv aufgeladen und ästhetisiert?