Zivilcourage
Ulrich Beer
Eine Frau wird in der U-Bahn bedroht. Soll und kann ich helfen?
Ein sechzehnjähriges Mädchen wird in der S-Bahn zwischen Bochum und Dortmund von drei siebzehn- bis zwanzigjährigen jungen Männern sexuell belästigt. Schließlich nehmen die drei ihr noch Handy, Schuhe und Geldbörse weg. Das Mädchen verließ auf Socken den Zug. Die Täter entkamen unbehelligt. Zivilcourage ist bei uns noch viel zu ungeübt und zugegebenermaßen auch nicht immer ungefährlich. Darum wohl schauen die meisten weg und mögen weder Haut noch Ruf riskieren. Aber offenbar ist auch eine in Jahrzehnten entwickelte Demokratie, ein Netz, das auf Freiheit und Gleichberechtigung beruht, von Zeit zu Zeit auf diese Risikoakte zivilen Mutes angewiesen. Risiko ist der Preis der Freiheit! Sollten wir dies vergessen oder verdrängen, so verspielen wir damit auch Stück um Stück politische Moral und Menschenrechte. Kommt eine Gesellschaft erst einmal auf die schiefe Bahn, beschleunigt sich ihr Absturz ständig. Wodurch wird ein mutiges Engagement in unserer Gesellschaft erschwert?